Zur Abwechselung ein bisschen Nebelregenwald

Zur Abwechselung ein bisschen Nebelregenwald

9. Dezember 2023 0 Von Stefan Paschmann

Zur Erinnerung von Quito gings für uns 80 km nördlich Richtung  Mindo und mittrein in den Nebelregenwald. Wir waren noch so an- und abgefüllt von den pfenomenalen Eindrücken und Momenten auf Galapagos. Unser Entdecker- und Reisegen jedoch kennt offensichtlich keine Grenzen… obwohl…? In der letzten Zeit müssen wir oft an zu Hause denken, an die Familie, die Jungs, an Weihnachten und den Winter. Dunja fängt schon an bei ebay nach Turbomixern für zu Haus zu schauen. Wir müssen jetzt unsere Rückver-schiffung im Januar nach Deutschland organisieren, ein sehr fühlbarer Schlußpunkt unserer Reise. Vielleicht fürt das ja alles zusammen auch zu unserer Reisemüdigkeit?

Doch zurück zum Nebelregenwald. In Mindi Lindo waren wir zu Gast, in einem kleinen Paradies, bei Dr. Heike Brieschke, einer Biologin und Ornitologin und ihrem Mann Pedro. Beide hatten vor 40 Jahren eine 7 ha große, als Kuhweide landwirtschaflich genutzte Fläche erworben. Indem sie diese Fläche sich selbst überlassen haben, ist im Lauf der Zeit dichter, grüner Nebelregenwald entstanden, der von sehr vielen, unglaublich grossen Pflanzen besiedelt und von zahlreichen wilden Tieren genutzt wird. Peter Wohlleben lässt Grüßen, ist doch auch sein Credo: “den Wald einfach in Ruhe lassen”  Von Heike bekamen wir eine sehr kompetente  Führung über die Flora und Fauna dieses Nebelregenwald Reservates. Von ihr erfuhren wir auch, das die Evolution pfiffige Fortpflanzungslösungen entwickelt hat. Einige Pflanzen sind auf Bestäubung durch den Wind angewiesen, heimische Nadelbäume zum Bespiel. Im Nebelregenwald gibt es aber keinen Wind. Diese Regenwaldpflanze hat an ihrer Blüte eine Art Kelle ausgebildet, darin befindet sich ein süßer Saft, eine Lieblingsspeise der Kolibris. Wenn die Kolibris fliegen erzeugen sie viel Wind und voilà wehen die Pollen auf die Narbe – die Natur ist einfach genial.

Ein Merkmal Ecuadors ist seine enorme Biodiversität, die höchste weltweit im Vergleich zur Fläche. Nirgentwo auf der Erde gibt es mehr Pflanzen- und Tierarten. Deshalb wird es auch als “Mega-Hots-Spot” der Artenvielfalt bezeichnet. Mehr als 25.000 Pflanzenarten sind hier zu finden, in ganz Nordamerika sind es “nur” 17.000.
Aber was ist eigentlich eine Nebelregenwald im Vergleich zu einem Regenwald? Nebelwald unterscheidet sich vom Regenwald dadurch, dass er sich in größerer Höhe von 900 m bis 2500 m und in abschüssigem Gelände befindet. Dies schafft einen feuchten, moosigen, dichten dschungelartigen Lebensraum. Wie der Name schon sagt, sind Nebelwälder oft in Nebel und Wolken gehüllt, was durch die Kondensation von Feuchtigkeit in den Bergen verursacht wird – hätten wir das auch geklärt 🙂

Und dann sind wir sogar noch Nachts in den Nebelregen-wald gestiefelt. Es regnete in strömen, mit Gummistiefel und Regenponcho gings unter kompetenter Leitung in die  Dunkelheit. Mit kompetenter Leitung meine ich unseren Guide der in der Lage war aus 15 m Entfernung  Frösche zu erspähen, mir ein Rätsel wie. Entweder verfügt über ein eingebautes Nachtsichgerät, oder Telepathie sind im Spiel. Ich sah nichts, zumindest aus dieser Entfernung nicht.  Und unsere nächtlichen Ausbeute war beträchtlich: Mit dabei waren Schlangen, Frösche, giftige Tausendfüßler, Handballer große  Schaben, Skorpione, Skorpion Spinnen  und  endlich ach eine Tarantel. Ich stehe ja auf solche Tiere, andere würden sich ekeln. Ich hatte eine großartige Nacht im Nebelregenwald,  Dunja war zumindest interessant!

Am nächsten Tag ging es beschaulicher zu. 6000 Schmetterlingsarten sind im Nebelregenwald heimisch. Davon durften wir 11 Arten in einem Schmetterlingshaus betrachten und  fotografieren. Bei der Verwandlung von Ei über Raupe zur Puppe und schließlich  zum vollendeten Schmetterling konnten wir zuschauen. Ja, es war sogar möglich, sie mit Fruchtbrei auf dem Finger zu füttern.  Ich fand es schön, zumal ich eine “Schmetterlingssammler-vergangenheit” in meiner Jugend hinter mir hatte.  Dunja hat mich zumindest begleitet!

Und dann auch noch der Sprung über den Äquator. Ein kleiner Schritt für uns, ein großer Schritt auf dem Weg zum Rücksturz zur Erde, entliehen aus der Mondlandung und aus Raumschiff Orion. Wehmut und Freude zugleich macht sich breit, denn es ist der Abschied von der Südhalbkugel mit den unendlich vielen tollen Menschen die wir trafen, überwältigenden Erlebnissen und tausenden Bildern im Kopf. Und die Freude auf die Zukunft  auf der Nordhalbkugel mit den Lieben zu Hause und all dem was noch kommt.
Der Äquator ist gut 40.000 km lang und man kann problemlos ein Ei auf einem Nagel auf der Eispitze balancieren. Hier steht die Sonne das ganze Jahr über senkrecht über der Erde, sodass die Gebiete besonders stark erhitzt werden. Deswegen sind die Temperaturen immer hoch und das Wetter gleichbleibend. Folglich gibt es also keine Jahreszeiten und trotz Erdneigung gibt es ganzjährig eine Tag- und NachtgleicheDann kann ja zu Hause nix mehr schiefgehen, denn an 12 Stunden schlafen haben wir uns angepasst 🙂

Nebelregenwald Bilder gibt es natürlich auch, dafür aber dieses mal keine Musikempfehlung.