.. und hinter dem Dorf beginnt der Amazonas

.. und hinter dem Dorf beginnt der Amazonas

23. November 2023 2 Von Stefan Paschmann

Chuba Bararyuk (Instagram: @chubabrarayuk) hat mit seiner Familie die Organisation Guayusa Runa (instagram: @guayusarua) in Puyo gegründet. Dorthin lädt er Gäste ein, um ihnen indigenes Leben näher zu bringen, persönliche Einblicke in die Lebensweisen seiner Familie zu gewähren und dadurch hinter den grünen Vorhang des Amazonas zu blicken. Mit ihm erlebten wir eine großartiges und sehr empfehlenswertes Dschungelabenteuer.
Er selbst wirbt auf Instagram: “Unsere Gemeinschaft bewahrt die traditionelle Sprache und Kulturgeschichte, unsere Ahnensprache ist Runa Shimi oder Sprache der Menschen und unsere zweite Sprache ist spanisch, das für die Beziehung mit der White Mestitzio Gesellschaft verwendet wird. Wir leben in Harmonie mit Mutter Erde, bewahren die Gebräuche der Ahnen und bewahren die Lehren unserer ehemaligen Großeltern über Heilspflanzen und die spirituelle Reinigung durch unsere Yachak (ältere Weise)”
Wir konnte uns unmittelbar von der Wirkung der Heilpflanzen überzeugen denn das 5.30 Uhr Morgen-tee-ritual begann mit der Besinnung auf die positiven Energien, auf das eins sein mit der Natur und mit einer “Nasenreinigung”. Dazu wurde eine Wurzel geschabt, mit heißem Tee übergossen, ausgepresst und der Saft anschließend in beide Nasenlöcher eingezogen – das Ergebnis: heftiges Nasenbrennen, Halskatzen und tränende Augen. Alle waren froh als die Wirkung endlich nachließ und ein freies Durchatmen möglich war. Ich erhielt noch eine Heilpflanzen-Spezialbehandlung, war ich doch mit starkem Muskelkater von unserer Bergtour angereist. Mit einem stachelbesetzten Zweig ging es dem Muskelkater (mir) an den Kraken. Mit spürbarer Linderung als der Schmerz endlich nachließ, denn die Behandlung selbst war noch deutlich beißender als der Muskelkater. Auf einer dreistündigen Dschungelwanderung in der schwülen Mittagshitze erfuhren wir einiges über Heil- und Kulturspflanzen, Fischfang und Fallenbau und was zu tun ist, wenn man sich im Dschungel verirrt – ich weiß auch nicht warum, aber mir kam Rüdiger Nehberg in den Sinn. Weiter ging es mit Blasrohrschießen, Speerwurf, indigenen Schmuck selber herstellen, rituellem Tanz und nächtlichem Frosch- und Tarantel suchen. Letzteres blieb allerdings leider ergebnislos. Ein sehr erlebnisdichter Tag im Amazonas ging zu Ende. Alle, auch Flo’s und Babsi’s Kinder hielten den Tag durch (Respekt dafür!) und alle fielen erschöpft ins Bett.

Wer profitiert nun von diesem Wissen über Heilpflanzen? Von diesem unglaublichen Schatz, der in den Genen von Pflanzen und Microorganismen steckt und sehr wichtig ist für z.B. die Entwicklung von Medikamenten in der Biowissenschaft. Wer hätte es gedacht?! Die Industrienationen. Stichwort: Biopiraterie und das obwohl die Nutzung der Daten genetischer Sequenzen aus einem anderen Land und die gerechte Beteiligung am Gewinn eigentlich international klar geregelt ist. Das Problem ist aber, das diese Sequenzen unglaublich schnell zu entschlüsseln und dann oft online frei verfügbar sind. Ecuador fordert nun eine faire Entlohnung für diese genetischen Codes und droht damit, den neu zu verhandelten Ziele zum Schutz der Biodiversität nicht mehr zu zustimmen. Ich merke, dass mich dieser Kolonialismus wütend macht, ähnlich wie bei der Ausbeutung des Lithium in Bolivien, Argentinien und Chile.

Dringend abraten müsse wir noch vom Besuch der Affenauffangstation in der Nähe von Puyo “Paseo de los Monos”. Unser Besuch dort begann mit einem kuschelnden Affen und endete damit, dass das Tier blitzschnell ein extrem aggressiver Verhalten zeigte und zu biss. Flo (@vier im 4×4) hat’s erwischt und machte sich verständlicher Weise Sorgen über eine möglich Tollwutinfektion. Sicherheitshalber ließ er sich Impfen.

Film Empfehlung: Crude, eine Dokumentation des US Filmemachers Joe Berlinger und nun Bilder aus dem Amazonas