Über Argentinien’s Zäune und Patagonien’s Wind
Beim durch die Pampa gondeln wunderten wir uns, dass rechts und links der Straße hunderte von Kilometern, eigentlich immer, Zäunen aufgestellt waren. Ein nette Geste der Regierung an die Hersteller von Zäunen kam mir in den Sinn, bestimmt ein staatliches Subventionsprogramme oder ähnliches. Es gab auch nichts und niemanden weit zu einzupferchen oder zu beschützen, dachten wir.
Weit gefehlt, Estancias waren hier keine kleine Bauernhöfe, sondern riesige, bewirtschaftete Flächen auf den kleine Schafherden, manchmal auch Pferde und vor allem ‘viele’ Kühe weideten. Bei der Kargheit des Bodens sind 5-10 schon viele, mehr sahen wir seit Tagen nicht. Um hier klare Genzen zu ziehen, “meins von deins” zu trennen (nix von wegen ‘bürgerliche Kategorien’ al al Känguru-Philosophie). Auch, um dafür zu sorgen, dass das wertvolle Vieh nicht unkalkulliert und urplötzlich die fast nicht befahrene Straße überquert, wurde Zaun gebraucht. Unmengen von Zaundraht und Zaunpfählen. Das Zaungeheimnis war damit gelüftet – argentinische Zaunhersteller müssen wohlhabende Leute sein.
Sehr negativ an dieser “Zaunerei” war, dass sehr, sehr, sehr viele der häufig vorkommen Guanacos sich in den Zäunen ‘verheddern’ und dann im Laufe der Zeit mumifiziert, schließlich skelettiert am Draht baumeln. Diese Tiere haben es wirklich schwer, denn zusätzlich stehen sie noch auf der Speisekarte des Pumas ganz oben. Etwa 40 % aller Jungtiere werden von der Katze verspeist und ein Großteil kommt im seltenen, aber doch stattfindenden Überlandverkehr zu Tode, wie man am Straßenrand sehen kann.
Eine andere Besonderheit Patagoniens sind die brüllenden oder donnernden Vierziger. Dies ist ist keine Beschreibung für Menschen die gerade vierzig geworden sind und womöglich ein rauschendes und donnerdes Fest hinter sich haben. Als Roaring Forties bezeichnet man die Westwindzone zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite. Die beste Reisezeit für Patagonie ist nun mal der Sommer, Dezember bis März. Tagsüber ist es angenehm warm nachts recht kühl und ideal zum schlafen. Der einzige Nachteil ist der kräftige bis zum Teil stürmische Wind, der in den Bergen auch Orkanstärke erreichen kann. Was das fürs Fahren mit unserem doch großflächigen Lieblingslaster bedeutet, durften wir live miterleben. Bei Gegenwind und Bergabfahrten wurde das Fahrzeug auf natürliche Weise gebremst, der Sprittverbrauch war entsprechen groß und bei Seitenwind war erforderlich das Lenkrad mit beiden Händen kräftig festzuhalten. Es war gut zu wissen, dass es ja Schutzheilige für LKW Fahrer*innen gab, die uns begleiten, zum Schutz hupten wir immer noch an jedem Schrein…
Kurzer Nachtrag zu El Gauchito, denn es gibt noch mehr Schutzheilige für Reisende und LKWfahrer*innen. Im ersten Augenblick dachten wir, dass es sich bei diesem Schrein um eine Plastiflaschen-Sammelstelle handelt. Auch hier konnten wir auf Dr. Google zurückgreifen und erfuhren, dass es sich um Difunta Correa, eigentlich María Antonia Deolinda y Correa handelt. Sie verdurstete 1841 in der Wüste Argentiniens bei der Versuch ihren verschleppten Mann wieder zu finden. Bei der Suche hatte sie Ihr Kind dabei, welches saugend an der Brust der toten Mutter überlebte …. eine Legende oder Wahrheit, wir wissen es nicht. Also, auch die Wassertanks immer auffüllen!