Spaz in La Paz …

Spaz in La Paz …

8. September 2023 2 Von Stefan Paschmann

den hatten wir vorallem wegen der Kuriositäten dieser spannenden, amüsanten und fazinierenden Stadt.

… das kurioseste Gefängnis der Welt, ist das San Pedro Gefängnis mitten in La Paz. Eine Gefängnisstadt in der Stadt. Boliviens verurteilte Politiker werden hier zusammen mit Drogenbosse und Kleinkriminelle des gesamten Kokabissnes auf ganz besondere Weise “resozialisiert”. Ja man könnte von einem “Modellprojekt” sprechen. 😉 3000 Personen, von denen etwa die Hälfte zum oben erwähnten Personenkreis zählen (die andere Hälfte sind nichtverurteilte Familiengehörige und Kinder, die dort ebenfalls leben dürfen, allerdings können die das Gefängnis auch wieder verlassen). Die Insassen sitzen hier bewacht von einer handvoll, nein es sind sogar zwei Hände voll Polizisten ein. Das verursacht wenig Personalkosten, bedeutet aber auch, dass innerhalb des Gefängnisses keine Justizvollzugsmitarbeiter vorhanden sind. Das Gefängnis verwaltet und organiesiert sich also selbst. Der zur Zeit amtierende Direktor, ein dreifacher Mörder hat das Sagen über dieses hochkoruppte System. Auch hier regiert Geld die Welt, denn wer Geld hat erhält die Penthauszellen mit allem was man sich an moderner Ausstattung so vorstellt. Die Armen werden in den abgeranzten Mehrbettzellen untergebracht. In dieser Gefängnis Welt existiert ein kleines, eigenes Koka-Wirtschaftssystem, mit Jobs für die Insassen, Restaurants, Bars und Ĺäden. Die Kokainproduktion und Handel ist der eigentliche Motor für dieses blühende Geschäft innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern.
Mein Tipp macht einen großen Bogen um dieses Gefängnis und fallt nicht auf angebotene Gefängnistouren herein.
Wer mir nicht glaubt, oder mehr wissen will, dem sein folgendes Buch empfohlen: Marching Powder von Rusty Young. Es erzählt die Geschichte vom ehemaligen Insassen Thomas McFedden, der in den 90er Jahren dort einsaß und Touristentouren eingeführt hat. Ein bisschen riskant ist das Teilen dieser Informationen schon, weil dieses Buch nicht ins spanische übersetzt wurde und hier auch nicht verkauft werden darf ;))

… kuriose Kundenbindung und kleine Hütchen
Nur reiche Bolivianerinnen mögen Supermärkte. Die meisten Bolivianer kaufen die Dinge des täglichen Lebens gerne auf Märkten. Und sie lieben es, ihre Waren immer bei ein und der selben Händlerin zu kaufen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich dann eine “Beziehung” zu der privaten Casera. Der persönliche Kontakt wird deutlich netter und der Kunde bekommt Rabatte und Extras, ja sogar Superrabatte und wenn nötig auch Lebensberatung… aber wehe du kaufst bei einer anderen …und missbrauchst damit die mühsam erworben genseitige Loyalität … dann wirst du mit Schimpf und Schande überschüttet.

Cholitas, so werden die traditionell gekleideten Frauen genannt, traditionell allerdings ist diese Form sich zu kleiden erst, seit die Spanier sich das Land genommen haben. Ausladende bunte Röcken, langen geflochtene Zöpfe und ein kleiner, aus europäischer Sicht zu kleiner Hut, sind die Merkmale der Cholitas. Und eben dieser kleine Hut soll Auskunft über den Beziehungsstatus der Cholita geben: wird der Hut zentral auf dem Kopf getragen bedeutet es “..ich bin verheiratet..” Sitz der Hut leicht rechts oder links seitlich, so bedeute es “..ich bin noch zu haben.. ” Wenn er jedoch nach vorne oder hinten getragen wird heißt es”.. ich bin verwirrt..” so ein Bullshid!!!
Ist das gleiche, wie die Schleife and der Dirndelschürze in Bayern und der Fuchsschwanz an der Mantaantenne… einfach kurioser-sexistischer-Tinder-Bullshid.

… Pachamama, Hexenmarkt und eingemauerte Obdachlose… ja geht’s noch ?!… Auf jeden Fall eine weitere bolivianischen Koriosität

Pachamama beschreibt die Wertschätzung der Natur, Mutter Erde und den Boden. In Ecuador und Bolivien wurde diese Idee vor einigen Jahren sogar in die Verfassung aufgenommen. Damit hat die Natur ein Recht darauf, geschützt zu werden. Bis hierher kann ich sehr gut mitgehen. Ich wünschte mir, dass das Konzept Zukunft hätte, aber manches steht halt nur auf dem Papier, überall auf der Welt….

Kurios wird es allerdings , wenn ich mir die Rituale und Opfergaben dieser alten Kultur anschaue. Um Pachamama, auch heute noch, zufrieden zu stellen, sie zu besänftigen, kommen Lamababys und Lamaföten ins Spiel. Damit die Bewohner eines neugebauten Hauses ein glückliches Leben haben, werden Lamakadaver zusammen mit Süßigkeiten, Alkohol und Kokablätter ins Fundament eingebaut. Es dürfen aber nur Lamas verwendet werden, die eines natürlichen Todes oder bei der Geburt sterben … dem gegenüber steht, dass sehr viel in Bolivien gebaut wird… woher kommen also die vielen Lamaföten …. Importware oder Retouren oder was … ? ;-( klingt nicht nur Kurios ist sogar skurril bis elendig.
Aber es wird noch k u r i o s e r… denn bei großen Bauprojekten werden auch Menschenopfer dar gebracht, sagt man…
Meist sind es Obdachlose, die später kaum vermisst werden. Sie werden mit Alkohol abgefüllt und wenn sie nicht mehr bei Bewusstsein sind (also vorsicht und aufgepasst beim Vorglühen in Bolivien), werden sie lebendig ins Fundament einzementiert…. Mythos oder Realität, wer weiß … ich würde nur zu gerne wissen wie die Firma Doppelmyr beim Seilbahnbau mit diesem Ritual umgegangen ist, gab es einen offiziellen Termin für das versenken des Obdachlosen bei der Grundsteinlegung der Gondelstationen?… oder wußten die etwa von nix…. ?!oder geschah es bei Nacht und Nebel.. 😉 …und jetzt ruht in jeder Gondelstation und wohl möglich in jedem Stützpfeiler eine geopferter Obdachloser … ich würde sagen Bullshid…
Die Lamakadaver gibt es übrigens zu Hauf auf dem Hexenmarkt zu kaufen.

… noch mehr kurioses: von “unfertigem” und Zebras in den Straßen…

Auffällig sind die vielen unvollendeten Häuser. Das ist eigentlich nicht kurios sonder ziemlich pfiffig, denn in Bolivien zahlen Hausbesitzer erst Steuern für ihr Eigentum, wenn ihr Haus fertig verputzt und fertig gebaut ist. Also ein klasse Steuersparmodel für Hausbesitzer*innen.

Zebras im Straßenverkehr?! Menschen in Zebrakostümen sorgen dafür, dass es tatsächlich weniger Verkehrstote gibt. Es gibt zwar eine Straßenverkehrsodnung, aber niemand hält sich dran. Das Ergebnis liegt auf der Hand (Straße) Die Bolivianerinnen hören und achten gerne auf Zebras und überfahren sie auch nicht so gerne – anscheinend – warum das so ist .. man müsste einen Bolivianerinnen fragen.. 😉 Wahrscheinlich hat es was mit Zebrastreifen zu tun. Das mit den Zebras macht sich jedenfalls positiv in der Verkehrsstatistik bemerkbar. Doppeltes Glück für die Menschen in den Zebrakostümen, denn nicht nur das sie im Straßenverkehr überleben ist gut für sie. Als sozial benachteiligte Menschen haben sie auch noch die Möglichkeit einer neue Zukunftsperpektive. Förderung Fordern und Wiedereingliederung auf bolivianisch…

Jetzt aber Schluss und her mit den Fotos… – und schreibt doch mal in die Kommentare, wer bis hier hin wirklich alles gelesen hat :)))