Rattenplage

Rattenplage

23. Mai 2023 0 Von Stefan Paschmann

… es ist kaum zu glauben, aber irgendwo auf den letzten Übernachtungsplätzen haben wir uns einen blinden Passagier, eine ausgewachsene Ratte ‚eingefangen‘, fast wie eine  ansteckende Krankheit. Wo genau die Ratte zugestiegen ist, können wir nicht sagen, auf den letzten Spots war es  gar nicht so arg vermüllt. Evtl. doch im Hafen …

Jedenfalls hat sie sich im Armaturenbrett des Lieblingslasters häuslich niedergelassen und war dabei sich mit dem Papier, einer Zewarolle, einer Warnweste, einem Handtuch und einem Wischlappen für die Autofenster, ein gemütliches Nest zu bauen. Auch unsere Keksreste und andere Lebensmittelüberbleibsel hat sie restlos aufgefressen. Wahrscheinlich war sie begeistert über die gute Verpflegung, die Gemütlichkeit, den Komfort des LKW’s und die vorzüglichen Verstecke in den Kabeln des Armaturenbrettes. Es handelte sich wohl um eine Wanderratte, denn vermutlich liebte sie das Reisen. Das alles können wir ja eigentlich sehr gut verstehen – geht uns ja fast ebenso 😉 

Nachdem wir ihre Verdauungsreste im Cockpit gefunden hatten, machten wir uns sofort, ziemlich aufgeregte und hektische auf die Suche nach ihr. Voller Respekt versteht sich, denn in meinem Hinterkopf war, dass Ratten, die in die Enge gedrängt wurden, zu ‚allem‘ fähig sein sollen. Als erstes zerlegte ich das Armaturenbrett und entfernte alle Verkleidungen. Und da war sie, steckte im Kabelgewirr und schaute mich mit ihren Knopfaugen an. Die Ratte und ich, wir beide waren perplex, aber die Ratte war schneller, sprang über die Sitze und damit außerhalb meines Sicht- und Fangfeldes. Ich hoffte, dass sie aus der geöffneten Tür geflüchtet war. Damit schien die Gefahr gebannt.

Fast beruhigt setzten wir unsere Reise fort. Ca 250 Km ginge es, auch zum Teil über Gravelroad weiter nach Norden. Unsere Überraschung am nächsten Morgen war groß und wich schnell dem Ärger, denn unser blinder Passagier war nicht geflüchtet. Die Ratte nutzte offensichtlich die kurze Konfusion der ersten Begegnung, um in einen anderen Kabelkanal zu verschwinden. Wir mussten schnell etwas unternehmen, bevor sich die Ratte fest einnistete, wohl möglich noch Junge bekam oder sich mit den Kabeln des LKW’s beschäftigte. Ausräuchern kam uns in den Sinn, nur womit und wie? In der Not fielen uns die Yoga Räucherstäbchen ein, vielleicht konnte die Ratte den Geruch nicht leiden – ich übrigens auch nicht 😉

Wir zündeten die ganze Packung auf einmal an. Das Cockpit füllte sich mit Rauch unsere Hoffnung war groß. Vielleicht hatte sie diesen indischen Yoga-Raucheinsatz als Aufforderung unseren LKW zu verlassen verstanden. Ausgiebiges Lüften war nun angesagt bevor wir mit skeptischen Gefühlen, sicherheitshalber mit zugebundenen Hosenbeinen unsere Fahrt fortsetzten. Aber zur Sicherheit besorgten wir uns noch eine Rattenfalle. Ich erntete das Schmunzeln des Verkäufers als ich versuchte, eine Lebendfalle zu bekommen. Versehen mit Nutella, Erdnussbutter und Käse platzierten wir die Falle mit einer gehörigen Mischung aus schlechtem Gewissen und ‚es geht nicht anders‘ im LKW Cockpit.

Der nächste Morgen, was soll ich lange erzählen: Rattenfalle ausgelöst, Köder nicht da und Ratte auch nicht. Wut und Verzweiflung machten sich breit, zwingt uns diese Ratte nun noch zum Äußersten –  den  Einsatz von Giftködern…?! Jaaa sie zwingt uns dazu, es ist alternativlos! Zusätzlich zu den Ködern kauften wir noch eine zweite Falle und versuchten auch noch Terpentin zu bekommen, da Ratten den Geruch angeblich nicht ausstehen können.

Die Vertreibung mit Gerüchen schien unser Nagetier nicht zu beeindrucken – zugegeben die Yoga Räucherkerzen Variante fand ich auch eher zweifelhaft. Wir versuchten es aber auch noch mit Essigessenz und clorhaltigem Reiniger. Außer, dass unsere Augen brannten und tränten, stellte sich lediglich bei uns Halskratzen ein, die Ratte interessierte es nicht.

Es wurde wieder Dunkel die „Rattenzeit“ begann. Mittlerweile standen wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Santiago de Chile. Die Hunde des Besitzers unterstützten unser „Anti-Ratten-Kampagne“; einer von ihnen bewachte den LKW, nett gemeint, aber das machte den Einsatz der Giftköder unmöglich. Stattdessen versuchten wir es mit den beiden Fallen, flankiert durch den Einsatz der Geruchsmischung aus Chlorputzmitteln und Essig.

Und was soll ich sagen: … die RATTE ging in die Falle, es hat fünf Tage gedauert, lieber wäre es mir gewesen sie lebend zu vertreiben… puhhh…  (Triggerwarung beim Bilder schauen…!)

Da soll noch einer sagen Langzeitreisen ist Dauerurlaub, nur Spaß und Vergnügen… dennoch viel Freude beim Bilder schauen.

Ach ja, wir haben uns Valparaíso und Santiago de Chile angeschaut… wo wir doch schon mal da waren… so richtig genießen konnten wir es nicht, denn die Ratte war nicht nur im LKW sondern auch in unseren Köpfen.