El Gauchito und die Pampahasen
….stundenlanges, ja tagelanges Fahren durch die Pampa, schlägt auf die Psyche, jedenfalls auf meine… die Gleichförmigkeit der Landschaft, das Kilometer lange gerade aus Fahren, der wenig Verkehr, Lenkbewegungen sind kaum erforderlich, ab und an, eher selten kommt die Bremse zum Einsatz und falls man es übersieht, steht an jeder seltenen, sanften Biegung ein Schild, dass jetzt eine Kurve kommt, die den Namen kaum verdient hat und sie schon drei Kilometer vorher sichtbar war. Alles ist flach und der Horizon will nicht enden. Die Pampa ist groß, sehr, sehr, sehr groß. Und staubig, sehr, sehr, sehr staubig…
Rolfi, eine Freundin schrieb uns, dass die Psychotherapeuten dichte pro Einwohner in Buenos Aires wahrscheinlich weltweit am höchsten ist. Auf 79 Einwohner von Buenos Aires kommt ein Psychiater oder Psychologe. Zum Vergleich, das sind siebenmal so viele wie in Deutschland. Jetzt weiss ich warum, die Argentinier*innen psychische und psychiatrische Unterstützung brauchen. Das liegt bestimmt an der nervtötenden, langweiligen und absolut reizarmen Pampa, die bei der Durchquerung an den Nerven sägt.
Bei dieser Eintönigkeit bin ich für jede Abwechslung dankbar und die gibt es tatsächlich. An diesen endlos langen geraden, kurvenlosen Straßen findet man sehr regelmäßig kleine rote Fahnen und Schreine mit religiösen Figuren und Abbildungen, sowie Wasserflaschen und andere Opfergaben. Unsere Interpretation gingen in Richtung Gedenken an Unfallopfer. Da wir diese Schreine aber häufiger beobachtetet, dachten wir uns, dass es wohl viele, sehr viele Unfallopfer sind, die hier beklagt werden.
Dr. Google sorgte für Aufklärung. Es handelt sich um El Gauchito der Schutzpatron der Auto-, Bus-, LKW-fahrer*innen… also genau der richte Schutzpatron für uns. Die Legende beschreibt El Gauchito als argentinischer Robin Hood, der einen tragischen Tod durch die Hand eines Henkers. Bevor er starb machte Gauchito dem Henker noch ein Angebot, wenn er ihn verschone, würde kein Unheil über den Sohn des Henkers kommen… nütze aber ach nix, Gauchito wurde trotzdem hingerichtet. Und es kam wie es kommen musste, der Sohn des Henkers erkrankte, der Henker erkannte sein Fehler und bereute, der Sohn wurde wieder gesund und zum Dank und so weiter und so weiter…… Hupen soll helfen, wenn mann als LKWFahrer*in an einem Schrein vorüber fährt, haben wir auch brav gemacht … und es hat uns tatsächlich geholfen, denn heute war unser Dieseltank in der endlosen Pampa total leer und mit den letzten Tropfen erreichten wir die rettenden und ersehnte Tankstelle…. Danke Gauchito.
Und was war sonst noch so los in der Pampa… Es gibt ihn tatsächlich den Pampahasen, siehe Fotos (zugegeben er sieht nicht passabel aus, aber so ist das eben mit den Hasen) und den Puma gibt es auch, leider sahen wir ihn nur Tod und streng riechend am Straßenrand. Und wir hätten Wale beobachten können… wenn wir zur richtigen Jahreszeit hier gewesen wären … waren wir aber nicht, also nur viel schönes Meer, traumhafte Stellplätze und Walbilder aus dem Museum … aber besser als nix.. Dafür gab es Seelöwen und Seelefanten, die größte Kolonie von Magellan Pinguinen der Welt und einige andere Tiere, siehe Bilder.
Dann war da noch Saint-Exupery als Postflieger von 1929-1931 hier, ist auch eine schöne Geschichte, das würde jetzt aber zu weit führen, schaut euch lieber die Bilder an.
Rolfis Kuriositätenkabinett Teil 4:
Eine wirklich tolle Geschichte ist große Freundschaft zwischen João Pereira de Souza und dem Magellanpinguin Dindim.
Der Brasilianer entdeckt am Strand einer Insel nahe Rio de Janeiro einen kleinen Pinguin. Dessen Körper ist von oben bis unten mit Öl verklebt – das Tier droht zu verenden. De Souza nimmt ihn zu sich, wäscht dem kleinen Burschen das Öl aus den Federn und füttert ihn. Er peppelt den Magellan-Pinguin über mehrere Tage wieder auf und gibt ihm den Namen Dindim.
Als er versucht, er den Vogel wieder im Meer auszuwildern will Dindim seinen Lebensretter nicht verlassen. Er bleibt fast elf Monate bei dem Brasilianer, bis er plötzlich verschwunden ist. De Souza denkt er würde Dindim nie wieder sehen.
Doch schon wenige Monate später ist der Pinguin plötzlich zurück. Er erkennt den Mann am Strand und folgt ihm bis nach Hause. Seither verbringt Dindim rund acht Monate im Jahr bei dem Rentner. Er kommt immer im Juni und schwimmt im Februar wieder nach Hause.
Das beeindruckende: Seinen eigentlichen Lebensraum hat Dindim vermutlich in einer Kolonie am Südzipfel Südamerikas, an der Küste Chiles oder Argentiniens. Um seinen zweibeinigen Freund aber regelmäßig zu sehen, nimmt der Vogel die lange und beschwerliche Reise – hin- und zurück 8000 Kilometer – jedes Jahr wieder auf sich.
Einfach nur schön🥰🥰🥰
Moin Rolfi, eine sehr schöne Geschichte, um in einen neuen Tag zu starten…wir nehme jetzt auch eine “lange und beschwerlich Reise auf uns”…:-)