Eine Nacht  bei 15 °minus und 4300 ü.n.N

Eine Nacht bei 15 °minus und 4300 ü.n.N

23. Juni 2023 0 Von Stefan Paschmann

… wir hatten noch nie zuvor Geysire live gesehen. Hier in der Atacama gab es welche. Also, wo wir doch schon mal hier waren….

Unser Ziel war ‚Der Tatio‘ , überersetzt aus der indigene Kunza Sprache bedeutet das, „der weinende Großvater“. Und zum Weinen hätte der Großvater uns beinahe auch gebracht. Dazu aber später mehr.

Ein paar Superlative: Das Geysierfeld Tatio ist das höchste und drittgrößte der Welt, nur das Geysierfeld im Yellostone N.P. USA (schon wieder der „Amerika first“ Quatsch) und Kronotski Russland (aber da will jetzt erst recht keiner hin) sind noch größer.

Wir starteten also unseren 90 Km Trip in die Welt der Geysiere von San Pedro de Atacama, wohlwissend, dass uns eine teilweise sehr schlechte Gravelroad erwartete. Unterwegs nahmen wir noch im Valle Gautin eine Schlucht mit einem gewaltige Kakteenwald mit, bevor wir uns der Ripio-Waschbrettpiste widmeten.

Auch hier ein paar Kakteensuperlative, ein bisschen Bildung muss ja schließlich sein…;-) man kann es kaum glauben, aber die stacheligen Gesellen kommen aus der Antarktis – ist natürlich lange her. Die Kakteen im Kakteenwald sind Riesenkakteen (Echinopsis pasacana) sie wachsen sehr langsam und werden sehr alt (zumindest im Vergleich zu Menschen ..) bis zu 200 Jahre.

Doch nun zur Waschbrettpistenherausforderung. Die Hauptpiste bestand ausschließlich aus „Ekelrappelwellblech“ – nicht befahrbar ohne den Zahnersatz zu verlieren und Menschen haben schließlich auch keine „Spechtgehirnaufhängung“. Daher wich jede*r Fahrer*in rechts oder links neben der Hauptpiste aus, der Effekt war, dass eine ca. achtspurige (manchmal auch unendlich vielspurige) Pistenautobahn entstand – und das in atemberaubender Sonnenuntergangs Landschaft. Bei diesem, manchmal weglosen Gelände, dienten die Schilder am Horizont als Orientierung, denn wir waren, mal wieder, alleine unterwegs – wie so oft.

Am frühen Abend erreichen wir dann den Eingang des Geysierfeldes Tatio. Wie immer wurde das Licht ausgeknipst, um 19.00 Uhr war es schlagartig dunkel und genauso schlagartig kalt. Zwei freundliche Ranger*innen wiesen uns noch darauf hin, dass diese Nacht hier auf 4300 m 17° minus erwartete werden. Ihr Tip war, wir sollten unseren alten LKW, der Lieblingslaster war gemeint, alle drei Stunden warm laufen lassen, damit es am nächsten Morgen keine bösen Überraschungen gäbe. Boris, ich habe ihn und sein Familie bereits erwähnt, hat uns da dankenswerterweise noch Diesel Additive gegen ‚ausflocken‘ des Treibstoffs bei niedrigen Temperaturen überlassen. Den nutzten wir dann auch.

Damit wir am nächsten Morgen nicht ‚weinend‘ vor dem Eingang des Tatio stehen und die schönen Morgenstimmung im Geysierfeld dahin ist, wechselten wir uns in der Nacht (auch in der Nacht kann man sich gut die Zeit mit fotografieren vertreiben) ab, um unseren Lieblingslaster auf 4300 m Höhe und 15° Kälte (es waren NUR 15° Kälte – nicht 17 ° ;-)) für den nächsten Morgen fitt zu halten. Fazit – es hat sich gelohnt.

Ein beeindruckendes Erlebnis, um geben zu sein von zischen, blubbern, brodeln der Geysiere,eingehüllt in Wasserdampf zum Teil auch mit einer leicht schwefeligen Note. Das ganze gespeist aus dem inneren der Erde. Draußen minus 17 ° die Wassertemperatur bis zu 90 °, irre diese kostenlose Erdenergie und ein grandioses Naturschauspiel.

Der Rückweg hat, insbesonder mich, fast doch noch zum Weinen gebracht. Denn Hinweg gleich Rückweg, plus Übermüdung, plus Belastung durch die Höhe und ‚Ekelgravelroad‘ – ich war froh wieder in San Pedro auf dem Campingplatz zu sein.

Ein klasse Trip, nicht ganz leicht dorthin zukommen, ein Traum von Landschaft, eine tolle Teamarbeit mit Dunja in der Nacht, der Lieblingslaster hat auch mitgezogen und keine besorgniserregend Anzeichen der Höhenkrankheit, bei uns beiden, was bleibt noch an Wünschen offen … ?

Und hier noch die Bilder zum Trip …Ich konnte mich bei der Auswahl nicht beschränken … und jetzt sind auch noch Videos dabei, sorry !