Dünne Luft
am Acongagua (6962 m), wir waren unterwegs von Santiago de Chile nach Mendoza (Argentinien), aber der Reihe nach.
Kurzer wichtiger Exkurs: Unser „Keks-Erdnussbutter-Test“ im Fahrer*innen Haus (Cockpit) ergab, dass wir tatsächlich rattenfrei waren. Die Befürchtung, eventuell noch eine zweite Ratte zu beherbergen, war gebannt. Denn eigentlich sind Ratten ja soziale Tiere und vielleicht… man weiß ja nicht? – Glück gehabt!
Doch zurück zur dünnen Luft. Schon der Pass an der Grenze von Chile nach Argentinien, Paso Cristo Redentor hatte mit 3200 m eine beachtliche Höhe. Der Lieblingslaster schnurrte problemlos hinauf und wir bemerkten zunächst atemtechnisch auch nicht in so dünner Luft zu sein – Kunstück, wir haben uns auch nicht bewegt, die anstrengende Arbeit hatte ja der LKW gemacht.
Der Acongagua ist der heilige Berg der Inkas, sie nennen ihn auch den Steinernen Wächter.
Er ist der höchste Berg des amerikanischen Doppelkontinents und der höchste Berg der Welt – außerhalb Asiens. Der Acongagua zählt immer noch nicht zu den 100 höchsten Bergen der Welt, aber er ist der zweithöchste Berg der Seven Summits. (bitte googeln, wenn Seven Summits nicht bekannt ist… und es einen interessiert 😉
Die Besteigung gilt als technisch einfach (das klingt auf jeden Fall „interessant“- dachte ich), dauert jedoch, wenn man die notwendige und unumgängliche Akklimatisation ernst nimmt und gesund bleiben möchte, ca. 20 Tage. Und leicht ist sie trotzdem nicht, denn der Wettergott muss mitspielen: die Temperaturen nicht ins Extreme fallen lassen und die berüchtigten Sturmwinde im Zaum halten. Bei einigen Bergsteigern hat das leider nicht geklappt. Wenn alles passt, kann der Acongagua einen super Einstieg ins Höhenbergsteigen darstellen. Fazit: dass wollten wir gar nicht!
Was wir wollten war eine Tagestour zu Acongagua Base Camp. Im Parkrangerbüro erfuhren wir, dass die Tour zum Base Camp bereits geschlossen war – zu spät im Jahr. Ein 1,5 Stunden Spaziergang zu einem Mirador (Aussichtpunkt) war noch erlaubt. Dafür müssen wir uns aber online registrieren. Unvermittelt fragte mich der Ranger nach meinem Alter und teilte mir dann mit, dass die Altersgrenze bei 64!! Jahren liegt und ich bin knackige, fitte 65 Jahre!!! Nachdem er mich einer strengen Sichtkontrolle unterzog, bekam ich aber doch die ‚Freigabe‘ für den Spaziergang! Bzw. Dunja sollte sich alleine registrieren und ich sollte einfach so mitwandern. Quasi heimlich und illegal. Das fühlt sich an, wie ein Schlag in die Magengrube eines „top trainierten und kompetenten Bergsteigers“ 😉 Fremd- und Selbstbild driften da jedenfalls gehörig auseinander. Was sich manchmal als Vorteil erweist, Stichwort „Rentnerrabatt“ (heute sogar im Supermarkt Rentner erhalten auf bestimmte Produkte einen Rabatt), fühlt sich dann auf einmal doch nicht so gut an. Ist halt nicht nur schön, wenn man mit dem eigenen fortschreitenden Lebensalter konfrontiert wird.
Und manchmal holt mich dann noch die Selbstüberschätzung ein. Unser Spaziergang in 3200 m Höhe plus 100 Höhenmeter und komplett untrainiert, war dann doch anstrengender als erwartet. Schnell stellten sich keuchen, pusten und leichter Druck im Kopf ein und wenn ich nach dem Photographien in der Hocke wiederaufstehen wollte, auch ein leichter Schwindel. Waren das etwa Ansätze von Höhenbeschwerden oder gar Anzeichen von der Höhenkrankheit?
Also … ohne Fleiß kein Preis (…du Greis ;-)) – huch ein Glaubenssatz von früher…
Klettern waren wir dann auch noch, aber nicht in der eben erwähnten Höhe. Es war toll und ich bin froh, dass jemand den Clipstick erfunden hat. Ich nutze Ihn gerne und häufig, hilft er mir doch aufkommende Angst in schwierigen Kletterrouten oder bei schwierigen Kletterstellen altersangemessen zu bewältigen (auch hier googeln, wenn man nicht weiß was ein Clipstick ist 😉
Da wir schon mal beim Lebensalter sind, sich mal richtig schmutzig zu machen, im Schlamm zu suhlen, ist saugut und echt funny. Kinder, Wildschweine, große tierische Fellträger und Elefanten wissen, was gut ist und richtig Freude bereitet – wir jetzt auch. Es war ein großes Vergnügen, in der Therme von Cacheuta nicht weit von Mendoza.
Wie immer viel Spaß mit den Bildern.