Der Kopf ist leer – laufen – atmen ..

Der Kopf ist leer – laufen – atmen ..

24. September 2023 4 Von Stefan Paschmann

.. wenn sich das so anfühlt, weiß ich, dass ich im Gebirge über 4500 m Meereshöhe bin. Zwischen laufen und atmen ist einfach keine Zeit, kein Raum für Gedanken. Zu sehr ist der gesamte Körper mit der Erhaltung lebenswichtigen Funktionen beschäftigt. Einem Mantra folgen, Fuß vor Fuß setzen, im Schnee knirschender Wanderstockeinsatz, Luft holen, atmen … dann wieder von vorne, immer weiter und höher. Im ganz eigenenTakt bleiben, langsame, kontinuierliche Bewegungen, nur nicht stehen bleiben.
Eigentlich ein schönes Gefühl, diese vollkommen Leere im Kopf, an nichts, gar nichts denken, voll im hier und jetzt sein. Für einen kurzen Moment fällt mir mein Yogalehrer, Marcel Clementi ein: fünfmal tief durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen … Im Schneidersitz sitzen, Gedanken kommen lassen und sie wieder ziehen lassen, beim Meditieren ganz schön schwer, beim Bergsteigen in großer Höhe eine recht leichte Übung.

Unweit von La Paz (25 Km) waren wir dem Ruf der Berge gefolgt und eingetaucht in die Cordillera Real, mit seinen insgesamt sechs Andengipfeln über 6000 Metern. Der prominentesten ist der vergeltscherte Berggipfel des Huayna Potosi mit seinen 6088 m Höhe.
Für unsere Eingehtour und zur Höhenanpassung wählten wir den Pico Austria (5308 m) mit seiner herlichen Umgebung: zur einer Seite der Condoriri-Gletscher zur andern Seite der Huayna Potosí (6088 M). Diese beiden Gletschergebiete versorgen La Paz mit lebensnotwendigen Trinkwasser – aber wie lange noch…?

Wir fühlten uns fit für diesen Herausforderung, veranschlagten für unser Huayna Potosi Berg Projekt zwei Tage, buchten bei Jiwaki, einer ausgezeichnete Agentur mit besten Kritiken und am 19.September vormittags stand ich dann schließlich auf dem Gipfel. Schon das zweite mal bei einem solchen Bersteigerprojekt, sah ich nichts, der Gipfel war in Wolken gehüllt. Schade aber es gibt ja das Internet mit tollen Fotos von dem, was ich hatte sehen können … 😉 Natürlich war es trotzdem ein tolles, aber sehr sehr anstrengendes Bergerlebniss. Absolut müde, aber auch sehr glücklich erreichte ich nach 9 St. wieder das Hochlager auf 5200m, sehnsüchtig von Dunja erwartet (…das war ein sehr schönes Gefühl…) und als vorletzter Teilnehmer – alle anderen waren allerdings um 25 – 30 Jahre alt. Dort wurde ich von den Bergführern und der restlichen Gruppe mit Applaus begrüßt (…das war wie eine warme Dusche…) – war ich doch mit großem Abstand der älteste Teilnehmer. Ziemlich erschöpft und unter Zeugen versprach ich Dunja die 6000der Projekte nun zu beenden. Alle guten Dinge sind drei dachte ich: Stock Kangri – Ladakh, Island Peak – Nepal (zusammen mit meinen Söhnen, großartig!) und nun Huayna Potosi – Bolivien, das reicht für ein Leben… und konnte es selber noch nicht so recht glauben, was ich da gerade gesagt und versprochen habe…. 😉

Bevor es nun, wie üblich die Bilder gibt mein TIP: Marcel Clementi: Yoga für Unbewegliche, Teil 1- 15 auf YouTube – fur alle die, die Meditieren und Yogaflow ohne 6000er erleben wollen 😉