Das war’s …

Das war’s …

24. Juni 2023 0 Von Stefan Paschmann

Wir haben Chile verlassen, vorläufig, oder ob für immer wird sich noch zeigen…

Unsere Zeit hier Chile war großartig, wir durften phantastische Landschaften sehen, durchwandern und Vulkane erstiegen. Wir haben die Unterschiedlichkeit dieses gewaltigen Landes kennengelernt und die Vielfältigkeit genießen dürfen. Von den kalten Regenwäldern in Patagonien mit seinen imposanten Gebirgen, oft umtost von heftigen Winden, den anmutigen Vulkanen, dem salzig riechenden (auch mal mit einer leicht fischigen Note) manchmal ruhigen und öfter wilden Pazifik, dem Altiplano in den Hochanden, bis zu den Salzwüsten der Atacam im Norden, eröffnete sich uns ein enormes Erlebnisspecktrum. Die zahlreichen Bilder, die vielfältigen Gerüche, die unterschiedlichsten Klimabedingungen, die heftigen Winde und die brennende Sonne, werden wohl noch lange in uns nachwirken. Unsere Begegnung mit den Chilen*innen war überwiegen geprägt von Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Zugewandheit, Interesse und Menschlichkeit.

Natürlich gab es auch Vermutstropfen. So begleite uns eine Woche und 500 km eine Wanderratte, die partout nicht ausziehen wollte. Diese Hartnäckigkeit führte dazu, dass sie die gemeinsame Reise nicht überlebte. Und natürlich wurde der Aufenthalt in Chile durch den Einbruch in unseren Lieblingslaster überschattet. Auch die chilenischen Ordnungsorgane hinterließen keinen positiven Eindruck.

Der letzte Abschnitt unserer Chilezeit war eine grandioses Fahrt über das Altiplano. Von San Pedro de Atacama sind wir via Jama Pass problemlos nach Argentinien eingereist. Auf dem Weg nach Puramarca wurden wir dann schlagartig mit dem Konfikt zwischen imperialistischer Weltpolitik und Indigenen Interessen konfrontiert. Barrikaden, brennende Autoreifen, Fahnen, Transparente und Steine – die indigene Bevölkerung machte sehr deutlich, dass absolut nicht mehr gewillt ist, diese Ungerechtigkeit zu ertragen. Die Straßenblockaden waren die Zeichen dieser Auseinandersetzungen.

Grob zusammengefasst geht es um die Lithium Abbaurechte auf dem Gebiet der 35 indigenen Gemeinschaften, natürlich ohne sie mit in die Verbandlungen einzubeziehen. Und es geht um die, mit dem Abbau verbundenen Umweltschäden, bedingt durch Raubau, Luftverschmutzung und enormen Bedarf an Wasser in einer wasserarmen (Wüste) Gegend. Landwirtschaft und damit Selbstversorgung wird damit für die indigenen Gemeinschaften nicht mehr möglich sein. Das Verfahren ist immer das gleiche, schon seit Jahrhunderten und überall auf der Welt. Erst werden die Ureinwohner entrechtet, dann kriminalisiert und verdienen werden natürlich nur multinatioale Konzerne und die Regierung. Die indigene Bevölkerung, geht wie immer, leer aus. Wie gut ist es, dass ich das Glück habe aus einem reichen Land zu kommen und selber reich zu sein. :-(( Den weitaus meisten Menschen geht es sehr, sehr sehr viel schlechter.

Ich merke, das mich das wütend macht und sehr ärgert. Die Proteste haben meine volle Zustimmung und dafür ist es auch nötig mal ein paar Stunden oder einige Tag zu “opfern” und in einer Straßenblockade zu stehen. Das ist schließlich das Minimum. Es ist mir peinlich, dass ich aus einem Land kommen dessen Lithiumhunger große ist und größer wird, damit wir unsere Klimaziele erreichen. Und dabei schert uns wenig, was das für die Menschen am anderen Ende der Welt bedeutet. Was ist eigentlich so schwer an der Umsetzung des Templimit und dem Ausbau des Öpnv.?

Sind wir nicht alle ein bisschen Kolonialisten und Plünderer, wie damals die Spanier und Portugiesen zur Zeiten des südamerikanischen Gold- und Silberrausches? Was kümmert es uns, wir brauchen das Lithium, es ist schließlich der Schlüssel zu “unserer” Energiewende, egal wo es herkommt und egal, wie es produziert wird. In dem Fall eben aus Südamerika und an den indigenen Besitzer vorbei, denn hier im Lithium Dreieck Bolivien, Chile und Argentinien lagern 60 % des weltweiten Lithiumsvorkommens.

Nachfolgend trotzdem die Bilder