Bocciakugeln und Büßer Eis
Mendoza haben wir hinter uns gelassen und in bester Erinnerung behalten. So viele sportreibende Menschen jeden Alters, die während der Woche und egal zu welcher Tageszeit bewegungsmäßig unterwegs waren, habe ich lange nicht gesehen. Neben der nötigen Infrastruktur für diese Bewegungsfreude, wie angelegte und vom übrigen Verkehr separierte Fahrradwege, MTB- und Joggingstrecken getrennt voneinander und Bike Park für junge und ältere, toll. Auch insgesamt machte die Stadt einen sehr entspannten Eindruck. Wir hatte zu keiner Zeit das Gefühl bedrängt, beklaut oder anderweitig belästigt zu werden. Eine Stadt ganz nach unserem Geschmack – einfach zum Wohlfühlen.
Weiter ging es zu den Bocciakugeln. Die fanden wir im Valle de la Luna, genauer im Parque Provincial Ischigualastro nahe San Juan. Allein der Weg zum Parque war schon spektakulär, galt es doch ein super enges kurvenreiches Tal mit Tunneln die für den Lieblingslaster hätten nicht schmaler und niedriger sein dürfen, zu durchfahren. Immer wieder mussten wir den Lieblingslaster stoppen, um inne zu halten und die Eindrücke dieser tollen Landschaft aufzusaugen.
Als Fan von Free Hugs ließ ich mir eine Umarmung der Riesenkaktee natürlich nicht entgehen, ebenso verfuhr ich mit der, in einem Park entdeckten, Riesenmateskulptur. (Das in einem früheren Bericht angekündigte Mate Tee Experiment ist übrigens noch nicht abgeschlossen – eine Analyse folgt noch zu einem späteren Zeitpunkt).
Doch zurück zu den Bocciakugeln. Im Parque selber waren wir zunächst wegen der ‚Blockabfertigung‘ überrascht. Fahrzeugkolonen von ca. 30 Autos wurden zusammengestellt und angeführt durch einen Park Ranger, ging es dann schön der Reihe nach durch den Parque. Es gab nur eine festgelegte Route, alle akurat hintereinander, nur nicht den Vorderman/frau aus den Augen verlieren. Zu dichtes Auffahren wurden mit eine Staubdusche belohnt. An den vorgesehenen Besichtigungsplätzen, folgte die Besucher*innenschar dem Rager zu Fuß über Stege und Plattformen bis zum Besichtigungsobjekt. Die meisten lauschten den Ausführungen des Rangers – wir nicht, denn unser Spanisch L… mit einem vernehmlichen „Vamos“ des Rangers gings weiter, das verstanden selbst wir!
Wir brauchten einig Zeit, bis wir uns an das hier übliche „Besucher*innenabwicklungsverfahren“ gewöhnt hatten. Das Ganze machte ja auch Sinn, denn es ging um die Erhaltung des Naturdenkmals (UNESCO – Weltnaturerbe) Ich möchte nicht wissen wie viele Bocciakugeln zu Hause im Wohnzimmer oder im eigenen Garten gelandet wären und wieviel Selfies auf den empfindlichen Naturdenkmälern geschossen würden…
Wissenswertes: die Felsformationen (auf den Bildern unten) sind in einer Zeit bevor sich die Anden mit ihren Sechstausendern gebildet hatten, entstanden (vor 187 bis 232 Mio. Jahren – kann ich mir als Zeitraum leider nicht vorstellen). Sie haben Ähnlichkeit mit einem Wurm, einer Sphinx, einem Pilz und einem U-Boot. Wie allerdings die BOCCIAKUGELN entstanden sind ist den Wissenschaftler*innen noch ein Rätsel.
Hoch hinaus wollten wir dann von Argentinien über die Grenze nach Chile. Ein Pass lag dazwischen. Der Paso Agua Negra 4779 m ist einer der höchsten Pässe weltweit und der höchste befahrbare Grenzpass zwischen Argentinien und Chile. Der Mont Blanc ist schlappe 130 m höher – und wir fahren mit dem Lieblingslaster über den Pass, der annähernd so hoch ist, wie der höchste Berg der Alpen, so richtig vorstellen konnten wir uns das nicht. Wir sind einfach Glücksschweine und das mehrfach, denn der Pass wurde am nächsten Tag für die Wintersaison geschlossen, das Wetterfenster passte ideal und wir erlebten eine Landschaft, an der wir uns nicht sattsehen konnten. Eindrucksvoll, vielfältig, ein Farbenspiel ohne Beispiel, einfach einzigartig, ein Geschenk. Hinter jeder Kurve ein neues Motiv, eine neue Perspektive, neue Farbnuancen, mit tief blauem Himmel und UFO Wolken – „iss dat schön hier!!!“ ich weiß nicht wie oft ich das heute gesagt habe.
Und hier gab es dann auch: Büßer-Eis
Wissenswertes: Durch unregelmäßiges abschmelzen und verdunsten, bei direkter Sonneneinstrahlung und geringer Luftfeuchtigkeit, entstehen diese skurrilen Eiszacken und Schneesäulen. Dieses Phänomen tritt nur in randtropischen und subtropischen Trockenzonen auf. Das Eis neigt sich der Mittagssonne entgegen und es sieht aus wie der gesenkte Kopf eines Büßers.
Vielleicht schauen wir in Chile mal in die Sterne – soll hier super möglich sein und wie immer viel Spaß bei den Bildern – sehr vielen Bildern…