Et kütt, wie et kütt…

Et kütt, wie et kütt…

27. Januar 2023 3 Von Stefan Paschmann

… und et hätt noch immer juut jejange. Für alle nicht Kölner*innen die Übersetzung: Es kommt wie es kommt und es wird schon gut gehen. Diese rheinische Redensart beschreibt unser Hoffen und Bangen während wir in Montevideo auf die Ankunft unseres Lieblingslasters warteten.

Alarmiert durch Berichte im Internet, in denen Reisende schilderten, wie sie ihr Wohnmobil nach der Überfahrt mit erheblichen Spuren von Zerstörungen bis hin zu Vandalismus, Einbrüchen und Diebstahl von Kleidung und Ausrüstung wieder im Hafen von Montevideo ausgehändigt bekamen. Auch unsere Agentur in Hamburg, schenkte uns beim Verschiffen des Lieblingslasters “reinen Wein” ein, beschönigte nichts und zerstörte jeglichen Zuversicht, dass wir unbehelligt davon kommen sollten.

Der Agent in Montevideo schließlich tat sein Übriges, empfing uns mit ähnlich lautenden schlechten Erfahrungen. Fakten, aber nicht schön und sowas wollten wir nicht hören. Für die restliche Wartezeit bis zum Eintreffen unseres Fahrzeugs, gab er uns die spanischen Worte mit auf den Weg: Tranquillo und Manana. Und ergab uns als Hausaufgaben einen Behörden-Marathon auf, der folgendes beinhaltete: das Certifikat de Ligarda, Abschluss einer Versicherung für den Lieblingslaster und das Motorrad. Ähnliche Prozedure kennen wir ja auch vom der heimischen Bürokratie.

Anstrengend und wenig entspannt war nur, dass es 30 Grad heiss war, das Versicherungs Büro ziemlich weit entfernt vom Hafen, die Versicherung nur in Dollar bezahlt werden sollte, wir aber keinen ATM fanden der Dollar ausspukte, die Versicherung keine Kreditkarte akzeptierte, sodass das Geld bar eingezahlt werden musste. Dann konnten wir auf einmal die Versicherung doch noch in Pesos und in bar bezahlen.

Der nun folgende Abhebevorgang (es war eine großer Geldbetrag, Jahresprämie für zwei Fahrzeuge) am Geldautomat, blieb aber nicht unbeobachtet, wodurch es fast zu einer Katastrophe kam. Blitzschnell schoß von hinten eine Taschendieb heran, fasste mir in die Tasche mit der Geldbörse, konnte diese aber nicht richtig greifen und der Dieb blieb, zum Glück beutelos. Mit dieser Episode in den Gliedern, aber allen nötigen Papieren und Versicherungen, beschlossen wir unseren mega anstrengenden Tag. Insgesamt haben die Erlebnisse nicht gerade zur Steigerung unserer Zuversicht beigetragen. Am Ende des Tages stellten ich mir die Frage, ob der Aufenthalt in Südamerika und die Überfahrt von Fahrzeugen wirklich so gefährlich sind, wie viel Reisende und auch erstaunlich viele Einheimische berichten.

Schließlich erhielten wir die Nachricht vom Eintreffen unseres Lieblingslasters, unsere Aufregung vor dem ersten Wiedersehen nach 30 Tagen (auf hoher See und in verschiedenen Häfen) stieg ins unermessliche.

Wir sind “Glücksschweine” es war alles in Ordnung, nichts gestohlen und nichts zerstörte. Die Last viel ab, wie der berühmte Stein. Wir waren sehr, sehr glücklich. Da war sie wieder, die Zuversicht, denn et hätt noch immer juut jejange.

Hoffentlich bleibt uns das Glück weiterhin treu…